HateAid – Retter gegen Online-Hass oder Wolf im Schafspelz?

Finanzierung und Aktivitäten von HateAid

Wichtige Fördermittelgeber (Stiftungen, Staat, EU)

HateAid finanziert sich aus einer Mischung privater und öffentlicher Fördergelder. Laut Transparenzbericht 2023 gehören vier Geldgeber zu den größten Förderern (jeweils über 10 % der Jahreseinnahmen): Die Alfred Landecker Foundation (eine private Stiftung), das Bundesministerium der Justiz (BMJ), das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie die Deutsche Postcode Lotterie. Insbesondere erhält HateAid regelmäßig Bundesmittel: Im Jahr 2023 standen knapp 500.000 € aus dem BMJ-Haushalt zur Verfügung, und für 2024 beschloss der Bundestag sogar einen Zuschuss von 600.000 € im Justizetat, um das Projekt „Digitale Gewalt in einem volatilen Bereich“ und die Digitalisierung der Beratung zu unterstützen. EU-Institutionen werden unter den Hauptförderern bislang nicht explizit aufgeführt – der Großteil der öffentlichen Förderung stammt von deutschen Bundesprogrammen und Ministerien. Die Gründung von HateAid im Jahr 2018 wurde übrigens durch die Robert Bosch Stiftung mitinitiiert und unterstützt.

Größere private und institutionelle Spender

Neben staatlichen Mitteln spielen private Förderer und Spender eine große Rolle. Insgesamt kamen im Jahr 2023 rund 58 % der Einnahmen aus privaten Förderquellen (wie Stiftungen oder Lotterien), während 25 % aus öffentlicher Hand stammten; 13 % wurden durch freie Spenden aus der Zivilgesellschaft aufgebracht und ca. 3 % aus sonstigen Erträgen (z. B. zugewiesene Geldstrafen) erzielt. Zu den namhaften Unterstützern zählen neben Stiftungen auch Einzelpersonen: So spendeten die Journalisten Nico Fried und Boris Herrmann ihr Preisgeld (5.000 €) des Medienpreises des Bundestags komplett an HateAid. Auch der Rechtsanwalt Chan-jo Jun überließ HateAid sein Preisgeld (5.000 €) des Max-Dortu-Preises für Zivilcourage. Solche prominenten Spenden und Preisgelder unterstreichen die Unterstützung aus der Zivilgesellschaft. Darüber hinaus ruft HateAid Unternehmen und Bürger regelmäßig zu Spenden auf, da ein nachhaltiger Teil der Finanzierung aus freiwilligen Zuwendungen besteht. Nicht zuletzt ist die Alfred Landecker Foundation als private Stiftung ein bedeutender Geldgeber, der z. B. gezielt Projekte gegen digitalen Hass fördert (siehe unten).

Aktuelle Projekte und Programme von HateAid

HateAid ist die erste Organisation in Deutschland, die Betroffenen von digitaler Gewalt konkreten Schutz und Unterstützung bietet. Kernangebote sind eine kostenlose Betroffenenberatung sowie die Finanzierung von Gerichtsverfahren (Prozesskostenhilfe) für Opfer von Online-Hass. So begleitet HateAid Opfer durch emotional stabilisierende Erstberatung, aufbauende Coachings und übernimmt in vielen Fällen die Kosten für zivilrechtliche Klagen gegen Täter oder Plattformen. Über einen Fonds werden strategische Präzedenzfälle geführt – etwa die Unterstützung der Politikerin Renate Künast bei ihrer erfolgreichen Klage gegen Facebook wegen beleidigender Inhalte oder die Klage von HateAid und der EUJS gegen Twitter/X wegen antisemitischer Posts. Allein 2023 hat das HateAid-Team 1.390 Betroffene in insgesamt 7.688 Vorfällen betreut; zudem wurden 522 Strafanzeigen, 117 Abmahnungen und 33 Zivilklagen für Betroffene finanziert. Ein spezifisches Angebot ist seit 2022 die Plattform Dickstinction.com, über die Opfer ungewollter „Dick Pics“ (explicit Bilder) schnell und unkompliziert online Anzeige erstatten können.

Parallel zur individuellen Hilfe engagiert sich HateAid in präventiven und politisch-strategischen Projekten. Aktuell liegt ein Schwerpunkt auf dem Schutz von Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen oder sich politisch engagieren. Gemeinsam mit der Alfred Landecker Foundation startete HateAid 2023/24 das Projekt „Safe to engage: Securing democratic voices online“ – auch bekannt unter dem Titel „Close the gap: Securing women’s voices in politics“. Dieses Programm zielt darauf ab, politisch aktive Frauen und andere Engagierte vor digitalem Hass zu schützen. Konkret beinhaltet es Forschungskooperationen (etwa mit der TU München und der University of Oxford) zur Datenerhebung über digitale Gewalt, ein Empowerment-Programm mit Schulungen und Beratung für Politikerinnen, Aufklärungskampagnen sowie Lobbyarbeit für bessere Gesetze und Plattform-Regulierungen auf EU- und Bundesebene. Die Notwendigkeit dafür zeigt eine aktuelle YouGov-Umfrage: Jede dritte Person in Deutschland hat Verständnis für online Beschimpfungen gegen Politikerinnen – ein alarmierender Befund, dem HateAid mit diesem Projekt entgegenwirken will.

Darüber hinaus führt HateAid Aufklärungskampagnen und Petitionen durch, um Politik und Gesellschaft zu sensibilisieren. Beispiele sind die Aktion #UnserInternet – Denn Menschenrecht gilt auch digital, mit der HateAid für ein respektvolleres Online-Klima wirbt, oder die Petition #StopHateMakeLaws, die auf bessere Gesetze gegen Hass im Netz drängt. Auch auf EU-Ebene ist HateAid aktiv: Die Organisation setzt sich für eine konsequente Umsetzung des Digital Services Act (DSA) ein und begleitet Gesetzesinitiativen wie die geplante EU-Richtlinie zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen sowie das deutsche Gesetz gegen digitale Gewalt mit Stellungnahmen und Expertise. Insgesamt verbindet HateAid Beratung und Rechtshilfe für Betroffene mit Advocacy-Arbeit – also Einflussnahme auf Plattformen, Politik und Gesellschaft –, um digitale Gewalt langfristig einzudämmen.

Jahresberichte und finanzielle Transparenz

Mittelherkunft 2023: HateAid veröffentlicht jährlich transparente Berichte über seine Finanzen und Aktivitäten. Im Transparenzbericht auf der offiziellen Website sind alle relevanten Informationen einsehbar (HateAid ist Unterzeichner der Initiative Transparente Zivilgesellschaft). So werden dort u. a. die jährlichen Einnahmequellen offen gelegt. Für 2023 verzeichnete HateAid Gesamteinnahmen von rund 4,77 Millionen €, die sich wie folgt zusammensetzten: etwa 58 % private Fördermittel, 25 % öffentliche Fördermittel, 13 % freie Spenden und ca. 3 % sonstige Erträge. Die vier erstgenannten Großspender (Landecker-Stiftung, BMFSFJ, BMJ, Postcode Lotterie) machten allein über 10 % der Einnahmen aus und sind im Transparenzbericht namentlich ausgewiesen. Zudem stellt HateAid detaillierte Jahresabschlüsse online bereit – einschließlich Bilanzen sowie Gewinn- und Verlustrechnungen für jedes Jahr. Ebenso können Tätigkeitsberichte (Jahresberichte über die inhaltliche Arbeit) abgerufen werden; aktuell liegen Berichte für jedes Jahr seit Gründung (2019–2023) öffentlich vor.

Verwendung der Einnahmen 2023: Auch die Ausgaben werden transparent gemacht. Im Jahr 2023 lagen die Gesamtausgaben bei ca. 3,17 Millionen €. Davon wurden rund 90 % zweckgebunden für die satzungsgemäßen Projekte, Beratungsleistungen und Klagefinanzierungen verwendet. Die allgemeinen Verwaltungskosten machten etwa 7 % aus (ca. 231.000 €), und rund 2,5 % entfielen auf Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising. Die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben erklärt sich durch projektgebundene Mittel, die ins nächste Jahr übertragen wurden – viele Fördergelder sind mehrjährig angelegt und werden entsprechend überjährig verwendet. Insgesamt legt HateAid großen Wert auf Transparenz und veröffentlicht alle Finanzübersichten, Förderquellen und Mittelverwendungen jährlich in seinen Berichten. So kann die Öffentlichkeit nachvollziehen, wie die Mittel gegen digitalen Hass eingesetzt werden und dass der weitaus größte Teil direkt den Betroffenen und Projekten zugutekommt.

Quellen: Offizielle Transparenz- und Tätigkeitsberichte von HateAid, Pressemitteilungen und Website von HateAid, Berichte des Deutschen Bundestages sowie begleitende Medienberichte (Spiegel, Wikipedia).

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