Die gezeichnete Lüge – Wie eine harmlose Schwimmbad-Kampagne zur Karikatur der Realität wurde
Auf den ersten Blick wirkt das Bild wie ein harmloser Comic aus dem Lehrmaterial für Grundschulen: Eine übergewichtige, weißhäutige Frau mit roten Haaren greift einem dunkelhäutigen Jungen mit Holzbein unter Wasser zwischen die Beine. Daneben eine quietschbunte Schildkröte namens „Tiki“, die belehrend erklärt: „Niemand darf dich ohne dein Einverständnis einfach anfassen.“ Die Absicht scheint ehrenwert – Kindern beibringen, dass ihr Körper ihnen gehört. Ein wichtiges Thema, gerade in Schwimmbädern, wo körperliche Nähe Alltag ist. Doch wer genauer hinsieht, erkennt schnell: Dieses Bild ist mehr als ein Comic. Es ist ein Symptom. Ein Paradebeispiel für die ideologische Verdrehung gesellschaftlicher Realitäten.
Es ist kein Zufall, wer hier wen begrapscht. Die Täterfigur erfüllt jedes linksliberale Klischee von „toxischer Weißheit“: dick, weiblich, altmodisch. Das Opfer ist ebenso gezielt konstruiert: jung, migrantisch gelesen, körperlich beeinträchtigt – eine Art moralisches Super-Opfer. Die Botschaft ist klar: Nicht die Gruppen, die in realen Schwimmbädern durch problematisches Verhalten auffallen, sollen zur Verantwortung gezogen werden – sondern andere. Was diese Zeichnung nicht zeigt: junge Männer in Gruppen, oft mit Migrationshintergrund, die laut Polizeiberichten, Medienrecherchen und Bademeisterverbänden in vielen Freibädern für Übergriffe, Belästigungen und Respektlosigkeit verantwortlich sind. Diese Realität wird ausgeblendet, weil sie nicht ins moralische Raster passt.
Das Problem ist nicht das Anliegen der Kampagne. Kinder vor Übergriffen zu schützen, ist eine gesellschaftliche Pflicht. Das Problem ist: Man will lieber das Richtige fühlen, als das Reale benennen. In dieser Art von Symbolpädagogik geht es nicht um Aufklärung, sondern um Kontrolle des Diskurses. Täterprofile werden umgedreht, weil man Angst hat, als „rechts“ zu gelten, wenn man sie korrekt benennt. Die Folge: Realität wird zur Nebenrolle – und Moral zur Regieanweisung.
Dabei ist der Schaden enorm. Opfer von tatsächlichen Übergriffen, oft selbst mit Migrationsgeschichte, fühlen sich nicht ernst genommen. Personal in Bädern, das tagtäglich Konflikte deeskalieren muss, bekommt keine Rückendeckung. Und die Bevölkerung? Wird umerzogen, statt informiert. Hinter solchen Bildern stehen oft öffentlich geförderte Kampagnen. Mit Geldern von Kommunen, Familienministerien oder „Demokratie leben!“-Programmen. Die Zielsetzung: Gewaltprävention, Toleranzförderung, Diversität. Doch in der Praxis führt das häufig zu einer Art realitätsverweigernder Aufklärung, die mehr mit Wunschdenken als mit Schutz zu tun hat. Man könnte es so sagen: Die Karikatur ersetzt die Kriminalstatistik.
Wo reale Maßnahmen nötig wären – mehr Personal, klarere Regeln, Schulungen für alle Kulturen – klebt man lieber Comic-Plakate auf die Schwimmbadkacheln. Und das ausgerechnet in einem Bereich, wo viele Familien seit Jahren klagen, dass Sicherheit, Ordnung und Anstand immer öfter baden gehen.
Dieses Bild ist kein Ausrutscher. Es ist ein Ausdruck davon, wie weit sich Teile der öffentlichen Kommunikation von der Wirklichkeit entfernt haben. Anstatt ehrlich über Probleme zu sprechen, wird ein pädagogisches Theater aufgeführt, in dem die Rollen längst verteilt sind: Die Täter sind immer die Falschen – und das Schweigen ist politisch gewollt. Doch wer Kinder wirklich schützen will, muss aufhören, sie mit ideologisch gefilterten Bildern zu erziehen. Sondern anfangen, sie mit der Wahrheit zu konfrontieren – auch wenn sie unbequem ist. Vor allem dann.